Heut ist es schon wieder so schwuel. Aber ich habe gerade einen Computer vor mir. Nachdem mein Zelt und saemtliches Inventar voellig nass war von der Kondensfeuchtigkeit der letzten Nacht, habe ich mich gestern im oertlichen Hotel eingemietet und mir den Luxus gegoennt in einem Bett zu schlafen und auch sonst deutschen Standard zu geniessen. Wirklich absolut in Ordnung und noch dazu nichtmal teuer. Rivne ist garnicht klein. Und absolut jeder, den ich gefragt habe, hat mich zu diesem einen Hotel geschickt. Also habe ich, dreckig von Kopf bis Fuss, schwarzes Kettenfett kreuz und quer ueber die Beine, schwarze Haende, weil mir kurz vor der Stadt die Kette rausgeflutscht ist, ausserdem sicher uebler riechend als ein sehr grosser Pumakaefig, mein Rad ueber glaenzenden Marmor, vorbei an Glas, Spiegeln, Goldraendern und Plastikblumen zu den wirklich huebsch anzusehenden, aber skeptisch dreinblickenden Empfangsdamen geschoben. Ich glaube sie haetten mich wirklich wesentlich lieber weitergeschickt.
Bei Privatleuten ist es definitiv lustiger, aber am Besten gefaellt es mir, Beides mitzunehmen. Damit man auch einfach mal tun und lassen kann was man will. Packen, duschen, die immerzu wuesten Taschen neu sortieren. Mit meinen Russisch-Brocken kann ich zwar erzaehlen woher und wohin, Familie, Arbeit etc., aber es scheitert schon daran, wenn ich ernsthaft auf die Frage antworten soll, warum ich denn da so herumradle. Sport und mal etwas Anderes sehen wollen - wie soll das jemand verstehen, der viel ernst zu nehmendere Sorgen hat.
Wenn man Russisch koennte waer es noch viel spannender. Eigentlich sprechen die meisten Leute hier Ukrainisch, zumindest hier im Nordwesten, wo ich unterwegs bin, aber mit Russisch gehts auch. Man merkt schon, dass es nicht jeder unbedingt sprechen will, aber die Leute sind freundlich genug, es trotzdem zu tun.
Tagsueber bin ich, sobald Menschen in der Naehe sind, unter ziemlich genauer Beobachtung. Aber die waren bisher allesamt nett. Ich werde oft angehupt, aber nur ganz sanft, ich glaube damit ich nicht erschrecke wenn ich ueberholt werde oder den Autos ploetzlich vors Lenkrad fahre.
Und heut beim Fruehstueck, da war es wieder: der Barkeeper hat zwei Herren wirklich ein ordentliches Glas Vodka eingeschenkt. So gegen 8Uhr. Kaum zu glauben.
Praktisch ausnahmslos alle Strassen, die von der Strasse abzweigen die ich befahre (bisher doch nicht Autobahn) sind in absolut KATASTROPHALEM Zustand. Von Matschpfad bis Rumpelweg. Kein Wunder dass es so viele Pferdefuhrwerke gibt. Die ackern sich eben auch noch durch den wildesten Morast. Ich wuerde gerne viel mehr Fotos machen, aber andererseits ist es auch kein Freilichtmuseum und mir waere es nicht Recht wenn sich die netten Leute vorkommen wuerden wie im Zoo - aber auf der falschen Seite. Also schau ich mir lieber alles genau an, und wer es auch mal sehen will, der sollte unbedingt mal herfahren.
Die Landschaft gestern war viel schoener als ich es vom Motorrad aus in Erinnerung hatte. Da waren wir natuerlich auch weiter suedlich unterwegs, diesmal quere ich im Norden. Eigentlich hatte ich ja vor nun nur noch durch die Ebene zu rasen, deshalb war ich ein wenig verwundert, als es gestern gegen Nachmittag immer huegeliger wurde. Und das bei der absurd hohen Luftfeuchtigkeit. Dafuer sieht es aber wirklich schoener aus mit Huegeln.
Auf den Strassen die ich befahre ist bisher nicht allzu viel Verkehr. Ausser in Stadtnaehe. Ich suche mir wenn moeglich die Strassen, die eine Nummer kleiner sind als Autobahnen (d.h. mehrspurige Schnellstrassen). Und wenn ich es richtig sehe, dann ist nicht so viel Verkehr, weil sich die meisten Menschen in rumpelige Busse quetschen. Und wahrscheinlich einfach nicht jeder Geld fuer ein Auto und Benzin hat.
So, jetzt muss ich dann mal in die zweite Haelfte einfahren.
Jeden Morgen lese ich voller Spannung deinen Blog - ein hoch auf die moderne Technik!
AntwortenLöschenDu machst mir richtig den Mund wässrig, am liebsten würde gleich morgen das Radl satteln - aber leider keine Zeit und außerdem hast du ja meinen Gepäckträger.
Wünsch dir weiterhin gute Beine, Öl auf der Kette und genug Futter und Wasser im Magen.
Stathis
Hi Bettina,
AntwortenLöschenWeiterhin lockere Beine und nette Leute!
Ich verfolge Deine Radelei jeden Tag.
KOmmst ja gut voran, alle Achtung! Mach weiter so
Grüssle, Jens