Samstag, 24. Juli 2010

3, 2, 1... 3000

Danke danke danke für die Mails und Kommentare! Nach 20 Tagen 22 Stunden und 10 Minuten bin ich über die Ziellinie gesaust.... ein kleiner Igel rechts, ein großer Laster links... und zur Feier des Tages esse ich gerade das zweite Eis an einer Oase (Tankstelle). Die 3000 heute zu schaffen war hart. Der kühle Fluss mit Sandstrand vor dem zweiten Frühstück war einfach herrlich. Wollte nicht weiter. Aber so eine Wette verliert man natürlich nur ungern. Also doch wieder aufs Rad und weiter in der Gluthitze.

Aber ganz ehrlich: ich freu mich schon wieder auf Euch alle und daheim. Ich finde die Leute hier nett und lustig und mich amüsiert es, dass ich immer als Djewuschka (=Mädchen) angesprochen werde. Aber trotzdem reicht es irgendwann mit dem allein reisen. Jetzt ab nach Nishny Novgorod und dann wieder hoam.

Hier an der Tanke gibt es tatsächlich: Paulaner Weißbier. Das sehe ich hier zum ersten Mal! Ist bestimmt ein Zeichen und soll mich daran erinnern was Zuhause auf mich wartet :)

Freitag, 23. Juli 2010

78km und danach

Morgen früh starte ich in die letzte Runde. Bis 13.15Uhr deutscher Zeit muss ich 78km hinter mich gebracht haben.

Eben habe ich nochmal die Karte studiert und dann beschlossen direkt hoch nach Nishny Novgorod zu fahren. Könnte schlechtere Straßen mit sich bringen, aber ab Mittag spielt die Zeit eine geringere Rolle.

Heute habe ich mehrmals gebadet. Und das Wasser war sicher überall besser als das hier in meiner Absteige. Eigentlich glaube ich, dass ich hier den Eingang zur Umbrella Corporation gefunden habe. In der Ukraine war es mit Unterkünften viel einfacher. Wenn mich heut Nacht keine Flöhe und Bettwanzen beißen bin ich verwundert.

Die Strecke war heute unspektakulär, wie seit Tagen, aber ich hatte das erste mal seit CZ Rückenwind! Deshalb ca 159km. Immer noch krass heiß hier. Irgendeine Rekordhitze seit 130 Jahren. Mehr hab ich leider nicht verstanden.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Endspurt in der Ebene


Zumindest bis Tambov soll es flach bleiben. Trotz optimaler Fahrbedingungen gegen Abend bin ich heute nur 123km gefahren. Dann kam völlig unerwartet schon viel zu früh im Niemandsland ein Motel. Und weil das mit der Unterkunft alles nicht ganz so einfach ist, bin ich einfach dort geblieben. Mit einem Bier in der Hand den Sonnenuntergang hinter dem Sonnenblumenfeld zu genießen ist auch mal nicht verkehrt. Ich habe kurz überlegt ob ich meinem Begleiter, dem Fisch, den Garaus machen soll, aber habe dann beschlossen ihn für übermorgen Abend aufzuheben. Dann gibt es ihn zum Zielbier. 237km fehlen noch bis dahin. Sollte eigentlich...

Bergauf geht es schon lange nur noch langsam. Ganz seltsames Gefühl ist das. Etwa so als hätte man sich fürchterlich eingeklemmt und gerade lässt der Schmerz nach. Dass das aus Trainingsgesichtspunkten alles nicht sinnvoll ist, ist schon klar. Aber die ganze Aktion macht einfach Spaß. Wird sich in Kopenhagen vielleicht rächen, aber da komme ich dann eben durch, oder auch nicht.

Fahrradfahrer sind im Ranking der Verkehrsteilnehmer mit Abstand die Schlusslichter. Das hat mich gestern so genervt, dass ich das eine oder andere Mal wutentbrannt aggressive Handzeichen geben musste.

Heuts hat es hingegen wieder Spass gemacht. Trotz dauerndem gegenwind.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Gehamsterte Kilometer

Hab ich gerade ganz vergessen vor lauter Streichhölzern, um die Augen aufzuhalten: 183,24. Insgesamt 2640km. Fehlen also noch 360km in 2,5 Tagen. Könnte hinhauen.

Hamsterrad mit Stressfaktor

Heute waren zeitweilig leichte Wolkenschleier vor der Sonne. Deshalb hatte es nur ca 33 Grad. Die Straße war top und die Menschen sowieso. Also einige davon. Der Garten in dem ich zelten dürfte war wirklich in bedauerlichem Zustand, aber Hauptsache sicher, entspannt und mit Waschmöglichkeit. Ich wurde von lustigen und sehr netten ukrainischen Lasterfahrern zum Mitessen eingeladen, mir wurde Wasser, ein getrockneter Fisch und ein Happy Hippo geschenkt. Endlos oft wurde ich nach dem woher wohin befragt und einmal auch nach meinem Einkommen. Dann wurde ich zigmal fast platt gefahren. Da kennen die ja garnichts. Und insgesamt muss ich sagen: ich freue mich an den Erlebnissen, aber man soll ja bekanntlich aufhören wenn es am schönsten ist. Der Punkt ist beim Radeln schon überschritten. und was neue bekannte angeht: genau richtig so. Noch mehr und ich vergesse alle von vorher wieder. Mein Bekannter aus der Stadt, in der sie 5mal am Tag Zähne putzen (Yoshkar-Ola) ist jetzt garnicht da. bin ich aber nicht böse, ein Grund mehr die 3000 km gerade sein zu lassen. Evtl etwas Sightseeing in Nishny Novgorod und dann geht es irgendwie heim. Wunderbar. Hoffe ich bekomme das Rad ohne allzu viel Ärger mit.

Dienstag, 20. Juli 2010

Gleich weiter

152km. Macht 2457km insgesamt. Heute hatte es hier 38 Grad wurde mir gesagt. Glaube ich gern. Ein total irrer Lokalzeitungsfritze hat meine Zeit gestohlen, gebrabbelt wie ein Wasserfall und mich dann auch noch fotografiert. Schrecklich. Jetzt will der irgendwelche Märchen in sein Käseblatt schreiben. Ich hab dann irgendwann nur noch ja ja gesagt und bin abgehauen. Die Geschenkekiste war heute wieder randvoll. Tomaten, Gurken, WD-40, Telefonnummern. Insgesamt sehr nett. Netter als erwartet. Andererseits hab ich hier jetzt auch schon öfter mal ein "njet" gehört. Aber das gehört anscheinend einfach dazu.

Россия

Auf dem Rad allein unterwegs. So schnell ging es noch nie über die russische Grenze. Es hat sich sogar ein netter Uniformierter gefunden, der für mich die Papiere ausgefüllt hat. Ich hätte es schon auch gekonnt, aber wenn er unbedingt will... Wirklich unglaublich. eigentlich wollte ich schon gestern über die Grenze, aber nach 135km kam der perfekte Badesee. nach 149km ein schöner Zeltplatz. Zelten war aber wieder nicht, weil ich stattdessen in ein haus eingeladen wurde. So nett. und jetzt flott nach kursk. bisher war die Straße optimal. Ich bete dass es eine Weile so bleibt.

Montag, 19. Juli 2010

Kurs auf Kursk

Also.. ich wollte es einfach nochmal spannend machen. Deshalb bin ich gestern nur ca 102km geradelt. Vielleicht hole ich heute wieder ein paar Kilometer rein - haengt davon ab, ob und wie schnell ich ueber die Grenze komme. Es ist naemlich fast so weit. In ca. 40-50km stehe ich schon wieder vor einer Grenze. Diesmal die letzte in diese Richtung.

Gestern war ich TOTAL lustlos, nachdem es irrsinnig heiss war. Ich verlier Fluessigkeit ohne Ende und komme nur schwer mit dem Nachfuellen hinterher.

Gerade sitze ich in einem schmuddligen verrauchten Internet-Klub in Sumy. Die letzte Stadt vor der Grenze. Gefaellt mir nicht besonders, will flott wieder weg.

Bis auf die erste Nacht habe ich mir hier in der Ukraine einfach ganz unabenteuerlich Hotels (oder so Aehnlich) geleistet. Nach diesen schlimm heissen Tagen ist das aeussert erholsam. Aber natuerlich auch nicht so spannend. Bekommt man nicht so viel mit vom Land und den Leuten. Da kam es mir wirklich aeusserst gelegen, als ich gestern Abend mal wieder eingeladen wurde. So richtig ukrainisch wars. Gab Vodka, Bier, Schweinespeck.. und Kohl und anderes Gemuese und die Dusche sind im Garten hinter dem Haus.

Ausserdem werd ich andauernd beschenkt. Gestern ein Eis und Aprikosen, heut nochmal Aprikosen.. und ausserdem hat mir ein amuesanter Maennertrupp heute einen Aufsatz gebaut, damit ich an den Reifenwechselstellen meine Reifen aufpumpen kann. Adapter auf Autoventil sozusagen. Das sollte man unbedingt dabei haben. Die wollten mir dann einfach nicht glauben, dass 7bar Druck hinein sollen. Die dachten sich bestimmt "Frauen, ja ja, 7 bar...". Schliesslich hab ich den Ersatzmantel herausgezerrt, da stehts drauf. Dann gab es grosse Augen und Begeisterung fuer die tollen deutschen Reifen :) Und den Adapter haben sie mir auch noch geschenkt.

Sonntag, 18. Juli 2010

Kiew =New York

Zumindest wurde mir das heute erklärt, als ich versucht habe herauszufinden ob die Straße so sagenhaft schlecht bleibt. Und sollte wohl heißen: es wird nicht besser. Solange mein Rad es aushält fahre ich weiter. Aber es kann unglaublich nerven alle 5m über eine Schwelle zu rumpeln. Zum Glück ist es kein neues Rad.

Bei der Stadtdurchquerung habe ich ein paar Sehenswürdigkeiten gesehen, mein Rad über steile Stufen durch den völlig heruntergekommenen Stadtpark getragen, bin über die Autobahn gefahren und war dann froh wieder draußen zu sein. Aber insgesamt hat es mir hier gefallen! Ein Nachgeschmack bleibt allerdings. Melone. Die wurde mir am Rand der Autobahn von einem Straßenverkäufer geschenkt. Mein Geld hat er rigoros abgelehnt.

Dann ging es trotz Hitze gut voran, bis die Straße richtig schlecht wurde. Schlimmer als alles bisher. Nach 149km hat es mir gereicht. Riesige Felder mit Weizen oder Mais. Störche, am Straßenrand wird Obst und Gemüse verkauft. Oder auch mal neue Stihl-Kettensägen.

Morgen noch eine Nacht hier, und dann müsste ich endlich in Russland ankommen. 2055km sind es inzwischen geworden.