Samstag, 14. August 2010

Samstag, 31. Juli 2010

Schmiergeld, Wässerchen und Rasenmäher

Ich konnte vorher meinen Augen und Ohren nicht trauen, als an der Grenze tatsächlich eine Frau durch den Bus lief und von allen Zahlungswilligen 5 Euro einsammelte. Und wofür? Um die ukrainischen Grenzer zu bestechen das Gepäck nicht zu durchsuchen. Sonst behalten die einen halt mal ein paar Stunden da.

Mit etwas viel Wodka im Gepäck bin ich dann auch von den Polen unkontrolliert in die EU eingereist.

Und so enden die Abenteuer hier im Bus. Im voll und ganz europäischen Polen, das auf einmal so geordnet wirkt, als würde inzwischen auch hier der Rasen mit der Nagelschere gestutzt.

In den nächsten Tagen folgt noch ein Link zu den Fotos. Keine hohe Kunst, sondern nur Dokumentation einer unglaublich heißen, amüsanten und erstaunlich einfachen Reise.

Donnerstag, 29. Juli 2010

Bus-Marathon

Zur Abwechslung gibt es jetzt statt Ausdauersport Ausdauerbusfahren. Ich sitze in einem Bus von Moskau nach Charkov. Dachte erst dass es jetzt richtig stressig würde, als ich von einem zum anderen Bahnhof in Moskau geschickt werden sollte. Aber mir wurde schon wieder mal total freundlich geholfen und ein Alternativplan ersonnen. Dem Himmel (Storch??) sei Dank. Das wäre schrecklich geworden oder teuer.

Von Charkov fahren bestimmt viele Busse nach Kiew und falls es keinen Ärger an der Grenze gibt, dann erwische ich womöglich tatsächlich den Bus nach Hause, für den ich schon das Ticket habe (ob die dann wirklich mein Online-Ticket nehmen?? kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen).

Wenn ich jetzt tatsächlich so einfach heimkommen sollte, dann wäre das so schön, da würde ich mich nicht mal über die irre lange aber ebenso billige Heimreise im etwas beengten Bus von Nishny nach Moskau nach Charkov nach Kiew nach München beschweren.

Dienstag, 27. Juli 2010

Nishny Novgorod - und jetzt????

Ich dachte es waer dann bestimmt alles ganz simpel, wenn ich erstmal in Nishny Novgorod bin. Aber wie bin ich ueberhaupt so schnell hierher gekommen?

Die Reise von Shatsk nach Nishny war definitiv eines der absoluten Highlights dieser Tour. Auch wenn sie auf wesentlich mehr Raedern als zwei stattfand. Wieviele es waren weiss ich nichtmal.. es war auf jedenfall ein Kamas-Laster, der Kartoffeln geladen hatte.

Nach den 3000 bin ich noch weitergefahren bis in die naechste Stadt. Da nicht klar war, ob es in Shatsk ueberhaupt eine Unterkunft gibt, bin ich in extrem unglaublich widerlich klebrig schwueler Hitze in Morshansk geblieben. Unterkunft viel zu teuer - aber egal. Dort gab es das Zielbier und eine Dusche... und ein extrem heisses Zimmer, wie ueberall. Klimaanlagen sind eine Raritaet. Naja, ist ja auch nicht dauernd so heiss hier.

So weit war noch alles normal. Am naechsten Tag wollte ich eigentlich ins Internet. Klar, wird sich schon was finden. Aber das ist hier einfach voellig hoffnungslos. Haben wir auf dem Motorrad schon festgestellt und jetzt wieder. Mit Wifi gehts, aber wer kein eigenes Notebook dabei hat, ist voellig verloren. Gut, dann halt weiter.
Gleich hinter Morshansk ging das Geholper dann los. Unglaublich schlechte Piste.. wahnsinnig heiss.. zu viel Verkehr, als das man viele der Loecher haette umgehen koennen. Und so langsam hab ich mich dann schon gefragt, ob ich jetzt ueberhaupt weiterfahren soll, oder ob es nicht einfach reicht. Und irgendwann fahre ich so dahin, da kommt mir ein Auto entgegen. Ich bin also nichtmal im Weg. Der Fahrer schaut mich an - und zeigt mir einen Vogel!

Und da war es mir eigentlich klar: der Typ hat doch voellig recht. In der irren Hitze, auf mieser Piste, Laster ohne Ende - was soll ich da noch. Ich hoer jetzt auf. Mir reichts.

Also bin ich bis zum naechsten Cafe geradelt, das einladend aussah. Hab mich dort abgesetzt, meine Geschichte erzaehlt. Und dann wurde es einfach mal wieder wahnsinnig nett. Das Cafe war von Armeniern gefuehrt. Und die meinten, es wuerde bestimmt ein Laster kommen, der mich mitnimmt. Perfekt, das war mein Plan. Per Anhalter ist das so eine Sache, da kann man selbst nicht bestimmen wer anhaelt. Wenn man sich die Leute ansieht - oder besser noch jemand, der sie vielleicht kennt - dann sagt mir das mehr zu. Gesagt getan. Soweit ich verstehe wird mir erklaert, dass abends der Melonenlaster, der vor dem Cafe parkt, nach Nishny faehrt. Das ist immerhin 450km entfernt. Es halten viele Laster - aber keiner faehrt nach Nisnhy Novgorod.


Zum Glueck habe ich die letzten zwei Jahre gelernt unglaublich geduldig zu sein. Irgendwo zu sitzen und nicht zu verstehen, was die Leute um einen herum reden. Zuschauen, beobachten... und tatsaechlich, 5, 6 oder 7 Stunden spaeter haelt ein Laster am Cafe gegenueber. Der Besitzer des Cafes, der mich inzwischen mit Tee, Kaffee und hervorragendem Essen versorgt hat - und bezahlen durfte ich nichts - organisiert meinen Transport nach Nishny. Mit einem Laster voller Kartoffeln. Natürlich bin ich auch erstmal skeptisch. Ob das wohl noch muehselig wird? Aber ganz und garnicht. Die zwei sind unglaublich nett. Mir ist es wirklich unangenehm, dass ich schon wieder dauernd eingeladen werde. Dass ich gemuetlich auf der Pritsche hinter den Sitzen schlafe und deren Schlafplatz belege. Aber was anderes wird mir sowieso nicht erlaubt. Die folgenden 24h sind mit das Spannendste, was ich je erlebt habe. Das kann man wirklich nicht alles schreiben. Kurz zusammengefasst: es ist richtig lustig, die beiden sind absolut ueberhaupt nicht muehselig und am naechsten Tag sind wir in Nishny. Die Strecke mit dem Rad waere ueberhaupt nicht mehr lustig gewesen, und ich bin unendlich froh, dass mir der gute Mann den Vogel gezeigt hat.

Nach einem Tag auf dem Gemuesegrossmarkt von Nishny Novgorod werde ich in eine Unterkunft gefahren. Spartanisch und auch hier ist es gluehend heiss, aber sie ist absolut zentral gelegen, besser geht es nicht, und sagenhaft guenstig. Ausserdem nicht mal schmutziger als alle anderen bezahlbaren Absteigen hier. Und gefaellt mir.

Ich bin also soweit versorgt. Aber wie kommt man jetzt nach Hause?
Wenn ich da nur wuesste.

Mit dem Zug auf jedenfall nicht. Das habe ich heute stundenlang versucht. Aber die wollen mein Rad nicht mitnehmen.

Ueber Belarus auch nicht, denn dafuer habe ich kein Visum.

Ich will eigentlich nicht in Moskau herumeiern, mit dem Rad und dem Gepaeck, das wird total anstrengend. In die Metro kann ich damit sicher nicht, in die kleine Busse auch nicht. Ein Taxi vom Busbahnhof aus wird ein Vermoegen kosten.

Dann gibt es neue Hoffnung, als ich entdecke, dass es in Nishny ein Konsulat von Belarus gibt. Ja herrlich.. nichts wie hin. So gross die Hoffnung, so gross auch die Enttaeuschung - Visa gibts hier nicht. Nur in Moskau. Und nur dann, wenn man ein Bus- oder Zugticket hat.

Tja.. und jetzt hab ich mir eben ein Busticket von Kiev nach Muenchen gebucht. Und zwar fuer den 30.7. Dann waere ich am 31.7. schon wieder zurueck in Muenchen. Eigentlich gibt es hier in Nishny Novgorod noch ganz viel zu sehen, aber irgendwie hab ich nach einem weiteren ultraheissen schwuelen Tag endlosen Palavers keine Lust mehr. Dauernd wird man herumgeschickt, von A nach B nach C nach A.. und dauernd geht dies nicht, geht das nicht, und jenes uebrigens auch nicht... manchmal knurre ich kurz wuetend, das sieht und hoert man, dann schaut mein jeweiliges Gegenueber erschreckt. Dann muss ich mich zusammenreissen und naja.. was solls auch. Werd schon heimkommen.

Internet wird auch gleich wieder geschlossen. Informationsmaessig scheint mir Russland irgendwo am Anfang des 20. Jahrhunderts stehengeblieben. Einerseits ist dieses Land liebenswert, freundlich und interessiert - wenn man zumindest ein paar Brocken Russisch kann - und andererseits so anstrengend, dass man sich die Haare raufen muss.

Nachdem ich jetzt schon mal mein Ticket von Kiev nach Muenchen hab, muss ich mich nun ziemlich flott nach Kiev verabschieden. Ich weiss noch nicht ob wie wo und wann das klappen wird, aber habe beschlossen morgen frueh mal nach Moskau zu fahren. Mit dem Bus. Da muss man naemlich nur mit einer Person verhandeln, und nicht mit 10 verschiedenen uniformierten Bahnhanswursten. Und den Busfahrer werd ich halt so schmieren, dass mein Rad mitreist. Basta :)

Samstag, 24. Juli 2010

3, 2, 1... 3000

Danke danke danke für die Mails und Kommentare! Nach 20 Tagen 22 Stunden und 10 Minuten bin ich über die Ziellinie gesaust.... ein kleiner Igel rechts, ein großer Laster links... und zur Feier des Tages esse ich gerade das zweite Eis an einer Oase (Tankstelle). Die 3000 heute zu schaffen war hart. Der kühle Fluss mit Sandstrand vor dem zweiten Frühstück war einfach herrlich. Wollte nicht weiter. Aber so eine Wette verliert man natürlich nur ungern. Also doch wieder aufs Rad und weiter in der Gluthitze.

Aber ganz ehrlich: ich freu mich schon wieder auf Euch alle und daheim. Ich finde die Leute hier nett und lustig und mich amüsiert es, dass ich immer als Djewuschka (=Mädchen) angesprochen werde. Aber trotzdem reicht es irgendwann mit dem allein reisen. Jetzt ab nach Nishny Novgorod und dann wieder hoam.

Hier an der Tanke gibt es tatsächlich: Paulaner Weißbier. Das sehe ich hier zum ersten Mal! Ist bestimmt ein Zeichen und soll mich daran erinnern was Zuhause auf mich wartet :)

Freitag, 23. Juli 2010

78km und danach

Morgen früh starte ich in die letzte Runde. Bis 13.15Uhr deutscher Zeit muss ich 78km hinter mich gebracht haben.

Eben habe ich nochmal die Karte studiert und dann beschlossen direkt hoch nach Nishny Novgorod zu fahren. Könnte schlechtere Straßen mit sich bringen, aber ab Mittag spielt die Zeit eine geringere Rolle.

Heute habe ich mehrmals gebadet. Und das Wasser war sicher überall besser als das hier in meiner Absteige. Eigentlich glaube ich, dass ich hier den Eingang zur Umbrella Corporation gefunden habe. In der Ukraine war es mit Unterkünften viel einfacher. Wenn mich heut Nacht keine Flöhe und Bettwanzen beißen bin ich verwundert.

Die Strecke war heute unspektakulär, wie seit Tagen, aber ich hatte das erste mal seit CZ Rückenwind! Deshalb ca 159km. Immer noch krass heiß hier. Irgendeine Rekordhitze seit 130 Jahren. Mehr hab ich leider nicht verstanden.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Endspurt in der Ebene


Zumindest bis Tambov soll es flach bleiben. Trotz optimaler Fahrbedingungen gegen Abend bin ich heute nur 123km gefahren. Dann kam völlig unerwartet schon viel zu früh im Niemandsland ein Motel. Und weil das mit der Unterkunft alles nicht ganz so einfach ist, bin ich einfach dort geblieben. Mit einem Bier in der Hand den Sonnenuntergang hinter dem Sonnenblumenfeld zu genießen ist auch mal nicht verkehrt. Ich habe kurz überlegt ob ich meinem Begleiter, dem Fisch, den Garaus machen soll, aber habe dann beschlossen ihn für übermorgen Abend aufzuheben. Dann gibt es ihn zum Zielbier. 237km fehlen noch bis dahin. Sollte eigentlich...

Bergauf geht es schon lange nur noch langsam. Ganz seltsames Gefühl ist das. Etwa so als hätte man sich fürchterlich eingeklemmt und gerade lässt der Schmerz nach. Dass das aus Trainingsgesichtspunkten alles nicht sinnvoll ist, ist schon klar. Aber die ganze Aktion macht einfach Spaß. Wird sich in Kopenhagen vielleicht rächen, aber da komme ich dann eben durch, oder auch nicht.

Fahrradfahrer sind im Ranking der Verkehrsteilnehmer mit Abstand die Schlusslichter. Das hat mich gestern so genervt, dass ich das eine oder andere Mal wutentbrannt aggressive Handzeichen geben musste.

Heuts hat es hingegen wieder Spass gemacht. Trotz dauerndem gegenwind.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Gehamsterte Kilometer

Hab ich gerade ganz vergessen vor lauter Streichhölzern, um die Augen aufzuhalten: 183,24. Insgesamt 2640km. Fehlen also noch 360km in 2,5 Tagen. Könnte hinhauen.

Hamsterrad mit Stressfaktor

Heute waren zeitweilig leichte Wolkenschleier vor der Sonne. Deshalb hatte es nur ca 33 Grad. Die Straße war top und die Menschen sowieso. Also einige davon. Der Garten in dem ich zelten dürfte war wirklich in bedauerlichem Zustand, aber Hauptsache sicher, entspannt und mit Waschmöglichkeit. Ich wurde von lustigen und sehr netten ukrainischen Lasterfahrern zum Mitessen eingeladen, mir wurde Wasser, ein getrockneter Fisch und ein Happy Hippo geschenkt. Endlos oft wurde ich nach dem woher wohin befragt und einmal auch nach meinem Einkommen. Dann wurde ich zigmal fast platt gefahren. Da kennen die ja garnichts. Und insgesamt muss ich sagen: ich freue mich an den Erlebnissen, aber man soll ja bekanntlich aufhören wenn es am schönsten ist. Der Punkt ist beim Radeln schon überschritten. und was neue bekannte angeht: genau richtig so. Noch mehr und ich vergesse alle von vorher wieder. Mein Bekannter aus der Stadt, in der sie 5mal am Tag Zähne putzen (Yoshkar-Ola) ist jetzt garnicht da. bin ich aber nicht böse, ein Grund mehr die 3000 km gerade sein zu lassen. Evtl etwas Sightseeing in Nishny Novgorod und dann geht es irgendwie heim. Wunderbar. Hoffe ich bekomme das Rad ohne allzu viel Ärger mit.

Dienstag, 20. Juli 2010

Gleich weiter

152km. Macht 2457km insgesamt. Heute hatte es hier 38 Grad wurde mir gesagt. Glaube ich gern. Ein total irrer Lokalzeitungsfritze hat meine Zeit gestohlen, gebrabbelt wie ein Wasserfall und mich dann auch noch fotografiert. Schrecklich. Jetzt will der irgendwelche Märchen in sein Käseblatt schreiben. Ich hab dann irgendwann nur noch ja ja gesagt und bin abgehauen. Die Geschenkekiste war heute wieder randvoll. Tomaten, Gurken, WD-40, Telefonnummern. Insgesamt sehr nett. Netter als erwartet. Andererseits hab ich hier jetzt auch schon öfter mal ein "njet" gehört. Aber das gehört anscheinend einfach dazu.