Samstag, 10. Juli 2010

Noch so Einiges aufzuholen

Jetzt bin ich nach heute 149.9km heute schon wieder total muede. Insgesamt liege ich ca 83 km hinter Plan. Inzwischen bin ich ca 30km vor Sandomierz und denke morgen wird meine letzte Nacht in Polen sein. Wahnsinn wie schnell die erste Woche herum ist. Ich zelte mal wiede auf einem Acker. Und in der Ferne hoert man: ABBA. Ganz schraeg. Laeuft naemlich bestimmt schon seit einer Stunde :)

Gleich ist es soweit...

Obwohl ich gestern einfach mal einen fast nur faulen Tag hatte, bis auf eine kleine abendliche Ausfahrt hinaus aus dem polnischen Pott in eine schöne Klettergegend (Jura, durchaus ähnlich der Fränkischen) werde ich sie gleich knacken: die ersten 1000km. Etwas später als erhofft, dafür nun aber mit Ersatzmänteln, einem Rückspiegel einem zusätzlichen schlauch und nachgestellten Bremsen. Außerdem war es doch wirklich mal wieder schön ein paar nette Leute zu treffen, ein kühles Bier zu trinken und eine fette Wurscht zu grillen. So langsam bin ich wirklich auf dem Land. Aber es ist einfach noch Europa und im Grossen und Ganzen wie bei uns. Nur mit der Sprache.. Ich kann einfach zu wenig Polnisch. heut werde ich gegrillt. Bin etwas spät erst los, so gegen 12Uhr, also selbst schuld. Aber langsam muesste es etwas kuehler werden. Mal sehen was heute noch zusammengeht an kilometern. Gestern waren es eindeutig etaas zu wenig.

Freitag, 9. Juli 2010

Von Tschechien nach Bytom / Polska


Abends bin ich meistens, sobald ich mich mal kurz in die Horizontale begeben habe, schlagartig sowas von platt, dass ich einfach die Augen zuklappe und auf und davon bin. Dann ist es mir unmoeglich die Miniaturtasten auf dem Handy noch zu treffen.

Aber jetzt liegen die endlosen Huegel Tschechiens hinter mir - und vielleicht habe ich ab jetzt auch ein wenig mehr Zeit tagsueber. Um ausser Essen und Radfahren und Trinken und Schlafen noch mehr zu tun. Gestern habe ich, im ueberwiegend flachen Gelaende, die Freude am schnellen Fahren wiederentdeckt. Ist manchmal etwas grenzwertig, wegen der holprigen Strassen, aber es macht einfach mehr Spass.

Kurzes Statusupdate: noch in diesem unaussprechlichen Ort, Velke Mezirici, mal ohne aller Sonderzeichen, war ich in einem Fahrradladen. Fahrraeder lieben die Tschechen anscheinend. Ungefaehr die Haelfte aller Autos faehrt am Feiertag mit mindestens drei Raedern auf dem Dach durch die Gegend. Ich weiss nicht ob sie auch Fahrrad fahren, aber sie fahren sie zumindest mal spazieren. Also in dem Radladen, hab ich kurz vorgemacht, was das Problem ist. Mit Englisch wars naemlich nichts, wie meistens. Und deshalb hab die Geraeusche vorgemacht, die meine Gangschaltung macht. Krrrrrk, krrrghhh... super. War recht lustig, und wurde sofort verstanden. Also hat mir der nette Herr das Rad aus der Hand gerissen, und wirklich keine 2 Minuten gedrueckt geschoben gehaemmert und die Mini-Schraeubchen gedreht.. und ich dachte, naja, gut, wird vielleicht 100 Meter gut gehen und dann kann ich mir den naechsten Radladen suchen.

Aber ganz und garnicht! Seitdem laeuft die Gangschaltung wieder perfekt, die Gaenge gleiten sanft in alle Richtungen, und das auch nur nachdem ich die Gangschaltung betaetigt habe. Traumhaft! Ich wusste garnicht mehr, wie schoen das sein kann. So. Und jetzt hab ich mein schlaues Buch nicht dabei, um die Kilometer anzusagen. Also ich bin etwa 143km vorgestern (oder mehr? muss ich nochmal nachsehen), und 169,6km gestern gefahren. Mittwoch Abend war ich relativ knapp vor der polnischen Grenze. Aber weit weg von jeglichem Fernseher. Also hab ich das Fussballspiel verpasst. Dafuer durfte ich aber in einem Vorgarten auf perfektem schafbeweideten Rasen zelten.

Es ging dann gestern frueh nocheinmal ca 15km relativ sanft bergauf, und dann lagen sie auch schon hinter mir, die letzten "Berge". Im Gegensatz zu Tschechien sind hier in Polen die Huegel viel flacher und langgezogener. Tschechien ist echt ein endloses rauf runter auf kurvigen aber im Allgemeinen sehr sehr guten Strassen. Polen ist viel flacher, weniger Wald, ziemlich loechrige und endlos oft geflickte Strassen. Auch ab und zu grandiose Schlagloecher, Spurrillen (irre! die sind teilweise wirklich riesig!) und fiese Kanten an den Flickstellen. Also muss man die Augen gut offenhalten. Aber auch hier faehrt es sich im Allgemeinen trotzdem ganz gut. Hin und wieder ist auch mal ein neuer Strassenabschnitt dabei. Und im Vergleich zu dem, was noch kommt, wird es hier paradiesisch sein.

Was mir gestern auch aufgefallen ist: die Polen scheinen mir das lustigere Voelkchen zu sein. Die Tschechen waren auf Nachfrage hin auch nett. Nach der Gangschaltungseinstellung wurde auf meine Frage, was das denn nun kosten wuerde, nur abgewunken, ein anderer Herr hat mich endlos lang auf der Suche nach einer Unterkunft begleitet... und auch wenn ich etwas wissen wollte, wurde mir immer Auskunft gegeben. Aber von allein und ohne Anfrage wurde mir keine Sekunde Aufmerksamkeit zuteil. Ist irgendwie seltsam. In Tschechien koennte ohne Weiteres ein Ufo landen und ein paar gruene Marsmenschen ausspucken.. ich glaube danach wuerde niemand auch nur den Kopf umdrehen. Die wuerden nach ein paar Stunden frustriert wieder abfliegen.

In Polen wurde mir dagegen schon zugewunken und Hilfe angeboten, auch ohne Nachfragen. Insgesamt wuerde ich sagen, die Landschaft ist in Tschechien schoener und zum Rennradfahren ist es viel geeigneter. Aber die Leute sind mir in Polen naeher. Schon auch slawisch-distanziert, aber trotzdem immer noch einen Tick offener und entspannter. Und vielleicht auch einfach etwas verrueckter.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Gangschaltungsärger

Gestern war zäh. Erst Regen, den ich erstmal noch versucht habe auszusitzen, und dann geht meine Gangschaltung nicht mehr. Kann nur noch auf ganz großen und ganz kleinen Gängen fahren. Man muss aber dauernd schalten. Ich weiß nicht wie viele verdammte Hügel ich gestern rauf und runter bin. Und gegenwind... ha... Von wegen. Das war ein Gegensturm. 144,6km bis Velké Meziříčí. Und als verwöhntes Wohlstandsgör hab ich mir ein Bett und eine Dusche geleistet. So richtig gesprächig sind die Ostler irgendwie alle nicht aufs Erste. Aber das wusste ich ja vorher schon. Zwei Holländer auf Rädern, die mir irgendwo in der Provinz begegnet sind, waren einigermaßen erschreckt darüber. Ich sei die Erste die sie ansprechen würde... Aber heute scheint die Sonne! Und nachdem heute nicht wie gestern Feiertag ist suche ich jetzt einen Fahrradladen. Und später eine Fussballschaumöglichkeit!

Dienstag, 6. Juli 2010

 Heute nur 110km! Bin in Tyn. Aber nicht wegen müder Beine sondern weil sintflutartige Regenfälle die Straße in einen Sturzbach verwandelt haben. Außerdem hat der mistige tacho seinen Geist endgültig aufgegeben. Zum Glück bin ich das Biest los. Der neue geht ohne Macken.

Bin unglaublich müde nach einer langen Odysee mit einem netten Helfer auf der Suche nach einem Zimmer. Gar nicht so einfach! Jetzt hab ich aber eine recht abgelebte Unterkunft gefunden. Eigentlich für Arbeiter des lokalen AKW. Ist mir heut alles recht. Hauptsache dusche und keine Mücken.

Montag, 5. Juli 2010

 Nachtrag von gestern: Noch ein Tag mit super Wetter. Zeitweise extrem heiß. Und wahnsinnig hügelig. rauf runter rauf runter... Würde gerne wissen wie viele Höhenmeter das wohl waren. Kilometer waren es auf jedenfall 163,78. Gegen Ende hatte ich ziemlich schwere Beine und hätte am liebsten das verdammte Gepäck abgeworfen. Stattdessen hab ich mir beim goldenen M noch ein paar Kilo in den Ranzen geladen und bin anschließend noch langsamer weiter gestrampelt.

Heute hat mein Tacho mehrmals einfach nur noch 0 angezeigt. Geht doch nicht! Brauch das Ding doch. Also hab ich mir vorsorglich noch einen kabelgebundenen gekauft. In der Tankstelle! Und nachdem ich erzählt hatte wo ich hin wurde der Tacho gleich günstiger. Wie nett! Außerdem sind auch Motorradfahrer sehr freundlich. Fragen gleich wohin woher. Mit Autofahrern habe ich bislang nur mit einem geredet. Oder so ähnlich. Ich kann es wirklich nicht leiden wenn man mir schreiender Weise mitteilt, dass ich auf dem Radweg fahren soll. Da flipp ich ziemlich direkt aus. Und wenn da statt Radweg nur Baustelle ist sowieso. Aber auch so: mit dem Rennrad fahr ich auf der Straße. Ich will nämlich weder mich noch Fußgänger platt machen.

Vor meiner ZeltTür warten ein paar Hundert hungrige Mücken. Zum Glück hab ich ein Tarptent und nicht nur ein Tarp dabei wie erst geplant. Ich wäre jetzt schon leer gesaugt. Und das 5km vor der tschechischen Grenze!