Freitag, 9. Juli 2010

Von Tschechien nach Bytom / Polska


Abends bin ich meistens, sobald ich mich mal kurz in die Horizontale begeben habe, schlagartig sowas von platt, dass ich einfach die Augen zuklappe und auf und davon bin. Dann ist es mir unmoeglich die Miniaturtasten auf dem Handy noch zu treffen.

Aber jetzt liegen die endlosen Huegel Tschechiens hinter mir - und vielleicht habe ich ab jetzt auch ein wenig mehr Zeit tagsueber. Um ausser Essen und Radfahren und Trinken und Schlafen noch mehr zu tun. Gestern habe ich, im ueberwiegend flachen Gelaende, die Freude am schnellen Fahren wiederentdeckt. Ist manchmal etwas grenzwertig, wegen der holprigen Strassen, aber es macht einfach mehr Spass.

Kurzes Statusupdate: noch in diesem unaussprechlichen Ort, Velke Mezirici, mal ohne aller Sonderzeichen, war ich in einem Fahrradladen. Fahrraeder lieben die Tschechen anscheinend. Ungefaehr die Haelfte aller Autos faehrt am Feiertag mit mindestens drei Raedern auf dem Dach durch die Gegend. Ich weiss nicht ob sie auch Fahrrad fahren, aber sie fahren sie zumindest mal spazieren. Also in dem Radladen, hab ich kurz vorgemacht, was das Problem ist. Mit Englisch wars naemlich nichts, wie meistens. Und deshalb hab die Geraeusche vorgemacht, die meine Gangschaltung macht. Krrrrrk, krrrghhh... super. War recht lustig, und wurde sofort verstanden. Also hat mir der nette Herr das Rad aus der Hand gerissen, und wirklich keine 2 Minuten gedrueckt geschoben gehaemmert und die Mini-Schraeubchen gedreht.. und ich dachte, naja, gut, wird vielleicht 100 Meter gut gehen und dann kann ich mir den naechsten Radladen suchen.

Aber ganz und garnicht! Seitdem laeuft die Gangschaltung wieder perfekt, die Gaenge gleiten sanft in alle Richtungen, und das auch nur nachdem ich die Gangschaltung betaetigt habe. Traumhaft! Ich wusste garnicht mehr, wie schoen das sein kann. So. Und jetzt hab ich mein schlaues Buch nicht dabei, um die Kilometer anzusagen. Also ich bin etwa 143km vorgestern (oder mehr? muss ich nochmal nachsehen), und 169,6km gestern gefahren. Mittwoch Abend war ich relativ knapp vor der polnischen Grenze. Aber weit weg von jeglichem Fernseher. Also hab ich das Fussballspiel verpasst. Dafuer durfte ich aber in einem Vorgarten auf perfektem schafbeweideten Rasen zelten.

Es ging dann gestern frueh nocheinmal ca 15km relativ sanft bergauf, und dann lagen sie auch schon hinter mir, die letzten "Berge". Im Gegensatz zu Tschechien sind hier in Polen die Huegel viel flacher und langgezogener. Tschechien ist echt ein endloses rauf runter auf kurvigen aber im Allgemeinen sehr sehr guten Strassen. Polen ist viel flacher, weniger Wald, ziemlich loechrige und endlos oft geflickte Strassen. Auch ab und zu grandiose Schlagloecher, Spurrillen (irre! die sind teilweise wirklich riesig!) und fiese Kanten an den Flickstellen. Also muss man die Augen gut offenhalten. Aber auch hier faehrt es sich im Allgemeinen trotzdem ganz gut. Hin und wieder ist auch mal ein neuer Strassenabschnitt dabei. Und im Vergleich zu dem, was noch kommt, wird es hier paradiesisch sein.

Was mir gestern auch aufgefallen ist: die Polen scheinen mir das lustigere Voelkchen zu sein. Die Tschechen waren auf Nachfrage hin auch nett. Nach der Gangschaltungseinstellung wurde auf meine Frage, was das denn nun kosten wuerde, nur abgewunken, ein anderer Herr hat mich endlos lang auf der Suche nach einer Unterkunft begleitet... und auch wenn ich etwas wissen wollte, wurde mir immer Auskunft gegeben. Aber von allein und ohne Anfrage wurde mir keine Sekunde Aufmerksamkeit zuteil. Ist irgendwie seltsam. In Tschechien koennte ohne Weiteres ein Ufo landen und ein paar gruene Marsmenschen ausspucken.. ich glaube danach wuerde niemand auch nur den Kopf umdrehen. Die wuerden nach ein paar Stunden frustriert wieder abfliegen.

In Polen wurde mir dagegen schon zugewunken und Hilfe angeboten, auch ohne Nachfragen. Insgesamt wuerde ich sagen, die Landschaft ist in Tschechien schoener und zum Rennradfahren ist es viel geeigneter. Aber die Leute sind mir in Polen naeher. Schon auch slawisch-distanziert, aber trotzdem immer noch einen Tick offener und entspannter. Und vielleicht auch einfach etwas verrueckter.

1 Kommentar:

  1. Grüße von Großmutter. Sie hat sich sehr über Deinen Bericht gefreut und wünscht weiterhin alles Gute. Du sollst schön vorsichtig sein, wenn Du so schnell auf den Landstraßen radelst!
    Wir freuen uns, dass Du vergnügt bist, etwas Ansprache hattest und hoffen, dass weiterhin alles gut läuft.

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