Dienstag, 27. Juli 2010

Nishny Novgorod - und jetzt????

Ich dachte es waer dann bestimmt alles ganz simpel, wenn ich erstmal in Nishny Novgorod bin. Aber wie bin ich ueberhaupt so schnell hierher gekommen?

Die Reise von Shatsk nach Nishny war definitiv eines der absoluten Highlights dieser Tour. Auch wenn sie auf wesentlich mehr Raedern als zwei stattfand. Wieviele es waren weiss ich nichtmal.. es war auf jedenfall ein Kamas-Laster, der Kartoffeln geladen hatte.

Nach den 3000 bin ich noch weitergefahren bis in die naechste Stadt. Da nicht klar war, ob es in Shatsk ueberhaupt eine Unterkunft gibt, bin ich in extrem unglaublich widerlich klebrig schwueler Hitze in Morshansk geblieben. Unterkunft viel zu teuer - aber egal. Dort gab es das Zielbier und eine Dusche... und ein extrem heisses Zimmer, wie ueberall. Klimaanlagen sind eine Raritaet. Naja, ist ja auch nicht dauernd so heiss hier.

So weit war noch alles normal. Am naechsten Tag wollte ich eigentlich ins Internet. Klar, wird sich schon was finden. Aber das ist hier einfach voellig hoffnungslos. Haben wir auf dem Motorrad schon festgestellt und jetzt wieder. Mit Wifi gehts, aber wer kein eigenes Notebook dabei hat, ist voellig verloren. Gut, dann halt weiter.
Gleich hinter Morshansk ging das Geholper dann los. Unglaublich schlechte Piste.. wahnsinnig heiss.. zu viel Verkehr, als das man viele der Loecher haette umgehen koennen. Und so langsam hab ich mich dann schon gefragt, ob ich jetzt ueberhaupt weiterfahren soll, oder ob es nicht einfach reicht. Und irgendwann fahre ich so dahin, da kommt mir ein Auto entgegen. Ich bin also nichtmal im Weg. Der Fahrer schaut mich an - und zeigt mir einen Vogel!

Und da war es mir eigentlich klar: der Typ hat doch voellig recht. In der irren Hitze, auf mieser Piste, Laster ohne Ende - was soll ich da noch. Ich hoer jetzt auf. Mir reichts.

Also bin ich bis zum naechsten Cafe geradelt, das einladend aussah. Hab mich dort abgesetzt, meine Geschichte erzaehlt. Und dann wurde es einfach mal wieder wahnsinnig nett. Das Cafe war von Armeniern gefuehrt. Und die meinten, es wuerde bestimmt ein Laster kommen, der mich mitnimmt. Perfekt, das war mein Plan. Per Anhalter ist das so eine Sache, da kann man selbst nicht bestimmen wer anhaelt. Wenn man sich die Leute ansieht - oder besser noch jemand, der sie vielleicht kennt - dann sagt mir das mehr zu. Gesagt getan. Soweit ich verstehe wird mir erklaert, dass abends der Melonenlaster, der vor dem Cafe parkt, nach Nishny faehrt. Das ist immerhin 450km entfernt. Es halten viele Laster - aber keiner faehrt nach Nisnhy Novgorod.


Zum Glueck habe ich die letzten zwei Jahre gelernt unglaublich geduldig zu sein. Irgendwo zu sitzen und nicht zu verstehen, was die Leute um einen herum reden. Zuschauen, beobachten... und tatsaechlich, 5, 6 oder 7 Stunden spaeter haelt ein Laster am Cafe gegenueber. Der Besitzer des Cafes, der mich inzwischen mit Tee, Kaffee und hervorragendem Essen versorgt hat - und bezahlen durfte ich nichts - organisiert meinen Transport nach Nishny. Mit einem Laster voller Kartoffeln. Natürlich bin ich auch erstmal skeptisch. Ob das wohl noch muehselig wird? Aber ganz und garnicht. Die zwei sind unglaublich nett. Mir ist es wirklich unangenehm, dass ich schon wieder dauernd eingeladen werde. Dass ich gemuetlich auf der Pritsche hinter den Sitzen schlafe und deren Schlafplatz belege. Aber was anderes wird mir sowieso nicht erlaubt. Die folgenden 24h sind mit das Spannendste, was ich je erlebt habe. Das kann man wirklich nicht alles schreiben. Kurz zusammengefasst: es ist richtig lustig, die beiden sind absolut ueberhaupt nicht muehselig und am naechsten Tag sind wir in Nishny. Die Strecke mit dem Rad waere ueberhaupt nicht mehr lustig gewesen, und ich bin unendlich froh, dass mir der gute Mann den Vogel gezeigt hat.

Nach einem Tag auf dem Gemuesegrossmarkt von Nishny Novgorod werde ich in eine Unterkunft gefahren. Spartanisch und auch hier ist es gluehend heiss, aber sie ist absolut zentral gelegen, besser geht es nicht, und sagenhaft guenstig. Ausserdem nicht mal schmutziger als alle anderen bezahlbaren Absteigen hier. Und gefaellt mir.

Ich bin also soweit versorgt. Aber wie kommt man jetzt nach Hause?
Wenn ich da nur wuesste.

Mit dem Zug auf jedenfall nicht. Das habe ich heute stundenlang versucht. Aber die wollen mein Rad nicht mitnehmen.

Ueber Belarus auch nicht, denn dafuer habe ich kein Visum.

Ich will eigentlich nicht in Moskau herumeiern, mit dem Rad und dem Gepaeck, das wird total anstrengend. In die Metro kann ich damit sicher nicht, in die kleine Busse auch nicht. Ein Taxi vom Busbahnhof aus wird ein Vermoegen kosten.

Dann gibt es neue Hoffnung, als ich entdecke, dass es in Nishny ein Konsulat von Belarus gibt. Ja herrlich.. nichts wie hin. So gross die Hoffnung, so gross auch die Enttaeuschung - Visa gibts hier nicht. Nur in Moskau. Und nur dann, wenn man ein Bus- oder Zugticket hat.

Tja.. und jetzt hab ich mir eben ein Busticket von Kiev nach Muenchen gebucht. Und zwar fuer den 30.7. Dann waere ich am 31.7. schon wieder zurueck in Muenchen. Eigentlich gibt es hier in Nishny Novgorod noch ganz viel zu sehen, aber irgendwie hab ich nach einem weiteren ultraheissen schwuelen Tag endlosen Palavers keine Lust mehr. Dauernd wird man herumgeschickt, von A nach B nach C nach A.. und dauernd geht dies nicht, geht das nicht, und jenes uebrigens auch nicht... manchmal knurre ich kurz wuetend, das sieht und hoert man, dann schaut mein jeweiliges Gegenueber erschreckt. Dann muss ich mich zusammenreissen und naja.. was solls auch. Werd schon heimkommen.

Internet wird auch gleich wieder geschlossen. Informationsmaessig scheint mir Russland irgendwo am Anfang des 20. Jahrhunderts stehengeblieben. Einerseits ist dieses Land liebenswert, freundlich und interessiert - wenn man zumindest ein paar Brocken Russisch kann - und andererseits so anstrengend, dass man sich die Haare raufen muss.

Nachdem ich jetzt schon mal mein Ticket von Kiev nach Muenchen hab, muss ich mich nun ziemlich flott nach Kiev verabschieden. Ich weiss noch nicht ob wie wo und wann das klappen wird, aber habe beschlossen morgen frueh mal nach Moskau zu fahren. Mit dem Bus. Da muss man naemlich nur mit einer Person verhandeln, und nicht mit 10 verschiedenen uniformierten Bahnhanswursten. Und den Busfahrer werd ich halt so schmieren, dass mein Rad mitreist. Basta :)

2 Kommentare:

  1. Dann drücken wir mal die Daumen, dass das mit der Rückkehr bald klappt und wir dann alles genau hören können.
    Liebe Grüße

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  2. Deine Rückreise scheint ja noch spannender zu sein, als die Tour mit dem Rad nach Russland ;-). Wünsche Dir eine gute Rückreise ohne weitere Probleme.
    Lieben Gruß
    Andrea

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